Achtung Fälschungen! – Tricks und Fallen beim Mineralienkauf
Mineralien – Geschönt – Geklebt – Gefälscht

Manipulierte Mineralstufen – von der Reparatur bis zur Fälschung
Während offensichtliche „Verschönerungsmaßnahmen“, die allenthalben auf Mineralienbörsen in Form von öltriefenden Fluoriten meist bei chinesischen Händlern zu bestaunen sind, vielleicht noch als vergleichsweise harmlose Unsitte anzusehen sind, stellt sich die Frage, ab welchem Punkt eine wirklich betrügerische Manipulation vorliegt. Grundsätzlich ist nichts gegen eine Reparatur einer Mineralstufe, wie etwa das Kleben eines abgebrochenen Kristalls einzuwenden. Allerdings ausdrücklich nur dann, wenn der betreffende Händler den Kunden auf diese Reparatur auch aufmerksam macht und die Stufe z.B. als „repariert“ deklariert. Das Verschweigen einer solchen Manipulation sollte man als Kunde keinesfalls hinnehmen, da damit eine erhebliche Wertminderung des Minerals einhergeht. Noch „krimineller“ wird es, wenn Kristalle auf Mineralstufen montiert werden, auf denen diese ursprünglich gar nicht vorhanden waren – möglichst noch in einer seltenen Paragenese mit anderen Kristallen zu Kristallgruppen arrangiert. Es ist kaum zu glauben, aber derartige Machwerke werden nahezu fabrikmäßig in „hoher Qualität“ produziert und an unwissende Steinliebhaber gebracht.
Welche Mineralien sind betroffen?
Grundsätzlich ist den Fälschern wohl kaum ein Mineral heilig. Einige der „Klassiker“ sind etwa Achatscheiben, die in Farbstoff-Lösungen eingelegt werden, wobei die Farbstoffe in die poröse Matrix des Minerals eindringen und sich dort festsetzen. Solche Achate zeichnen sich meist durch sehr ungewöhnliche Farben wie kobaltblau oder pink aus. Auch kann durch Einlegen eines Achates in eine Zuckerlösung und anschließendes Brennen mal schnell ein „Carneol“ werden. Amethyste nehmen beim Erwärmen auf Temperaturen um die 400°C eine gelbbräunliche Färbung an, die dem natürlichen Citrin gleicht. Diese gebrannten Amethyste werden dann im Handel häufig ohne weiteren Hinweis als Citrine angeboten. Aragonite werden in Farblösungen getaucht und nehmen schnell die jeweilige Färbung an. Lapislazuli wird gelegentlich zur „Intensivierung“ der blauen Farbe in blau gefärbtes Öl eingelegt. Topase können durch Bestrahlung in blauen Topas umgewandelt werden. Buntkupferkies kann in Persil-Lauge gekocht werden und nimmt durch Anlaufen an der Oberfläche eine bunt schillernde Färbung an. Lose Smaragd-Kristalle werden in eine weiße Calcit-Matrix geschickt eingeklebt. Zinkite, die im Prozess der Verhüttung von Zinkerzen oder bei der Aufarbeitung des Rohzinkes entstehen können, werden als „Naturprodukte“ verkauft. Rot lackierte und in Matrixgestein eingeklebte Almandinkristalle wurden zu „alpinen Mineralstufen“ arrangiert. Diese Fälschungsliste könnte noch endlos fortgesetzt werden. Regelmäßig berichten die Mineralienmagazine Lapis und Mineralienwelt über derartige, aufgedeckte Fälschungen. Eine ausführliche Liste mit etlichen Beispielen für Fälschungen und deren Erkennung ist im Internet auf mineralienatlas.de zu finden.Manipulationen bei der Herkunft von Mineralien
Eine weitere „beliebte“ Art der Fälschung ist die Verschleierung der wahren Herkunft von Mineralstufen. Dies kann unterschiedliche Gründe haben – z.B. kann es der Wertsteigerung dienen, wenn z.B. Quarze aus Brasilien für alpine Mineralien aus der Schweiz ausgegeben werden. Gelegentlich können Mineralstufen wahre kulturhistorische Schätze sein, wenn ihre Fund- und Besitzerhistorie mit Fundortzetteln dokumentiert wurden und diese eine Geschichte erzählen die zum Teil über 150 Jahre zurückgeht. Solche historischen Fundortzettel steigern natürlich den Wert einer Mineralstufe beträchtlich. Traurig ist, dass es gewissenlose Händler gibt, die allein zur Wertsteigerung von Mineralien solche alten Fundortzettel fälschen und als Original ausgeben. Oder etwa historische Fundortzettel rezenten Funden beilegen. Viele Mineralien gerade aus China werden gerne mal von den Findern „umetikettiert“, einfach um nicht den wahren Fundort der guten Stücke preiszugeben und damit die Konkurrenz zur Fundstelle zu locken. Regelmäßig finden sich auch “interkontinentale” Machwerke, wie z.B. chinesischen Antimonite, die auf rumänischer Matrixgestein montiert sind.
Was ist mit Mineralzüchtungen?

Wie kann man Fälschungen erkennen?
Steht eine Mineralstufe im Verdacht, bei der Kristalle auf die Matrix aufgeklebt sind, so sollte man zunächst einmal die Übergangsstelle zwischen Kristall und Gestein genau bei gutem Licht mit Hilfe einer Lupe betrachten. Entweder kann man im Manipulationsfall dort Klebstoffreste erkennen. Oftmals verraten kleine Einschlüsse von Luftbläschen im erstarrten Kleber die Täuschung. Gelegentlich lassen sich die Klebstoffe auch mit Hilfe einer UV-Lampe aufspüren, da diese im UV-Licht meist eine bläuliche Lumineszenz zeigen. Neuere Klebstoffe zeigen dieses Phänomen allerdings meist nicht mehr. Häufig werden solche Klebestellen auch mit Gesteinspulver oder zerstoßenem Glimmer verdeckt – das ist schon fast als der „Klassiker“ unter den Fälschungen zu bezeichnen. Eine genaue Betrachtung ist auch oftmals bei den Endflächen von auf Matrix aufgewachsenen Kristallen erforderlich. Diese können, wenn beispielsweise der Kristall zuvor bei der Bergung abgebrochen ist, angeschliffen werden und somit perfekte Endflächen vortäuschen. Hier kann man nach Spuren ehemaliger Bruchflächen suchen – allerdings ist diese Art der Manipulation meist nur noch von Fachleuten zu erkennen. Mit Farbölen gefärbte Steine wie z.B. Lapis Lazuli oder Türkis können zur Überprüfung mit einem weißen, in Aceton getränkten Taschentuch abgerieben werden – eine Blaufärbung des Tuches weist auf ein „Hilfsmittel“ hin. Auch ein Stereomikroskop leistet dem fortgeschrittenen Sammler bei der Aufdeckung von Fälschungen gute Dienste.
Worauf sollte man beim Kauf achten?
Während vielleicht in früheren Zeiten noch damit zu rechnen war, dass ausschließlich teure und sehr hochwertige Edelsteine im Blickpunkt der Fälscher stehen, macht die Erfahrung mit dem heutigen Mineralienmarkt deutlich, dass auch die preisgünstigen Schmucksteine, Mineralien und Fossilien nicht vor Imitationen, Manipulationen und gar Fälschungen gefeit sind. Dabei sind die Manipulationen selbst vom Fachmann nicht immer gleich mit bloßem Auge erkennbar. Die Anbieter solch manipulierter Ware sind dabei nicht ausschließlich unter zwielichtigen fliegenden Händlern zu suchen, sondern raffinierte Fälschungen können auch dem unwissenden, vermeintlichen Fachhändler unterkommen. Daher gilt es, grundsätzlich beim Kauf von Edelsteinen, Fossilien oder Mineralstufen die Augen auf zu halten und darauf zu achten, dass der Händler Ihres Vertrauens beispielsweise Mitglied im Verband des Deutschen Mineralien- und Fossilien-Fachhandels, DMF e.V. ist. Dieser Fachverband vereinigt Mineralien-, Fossilien-, Edelstein- und Schmuckhändler aus 11 Ländern in Europa. Die DMF-Mitglieder haben sich einem Ehrenkodex verpflichtet und garantieren ihren Kunden weitestgehende Sicherheit beim Kauf von Mineralien, Fossilien und Edelsteinen. In jedem Fall sollten Sie beim Kauf einer teuren Mineralstufe auf einer Quittung oder Rechnung bestehen und ein Rückgaberecht einfordern. Reklamieren Sie Fälschungen, auch wenn Sie erst später entdecken, dass Sie hereingelegt wurden. Informieren Sie Sammlerkollegen und gegebenenfalls die Zeitschriften für Mineraliensammler (Lapis, Mineralienwelt, Der Aufschluss), damit andere Sammler gewarnt werden und den Fälschern langfristig das Handwerk gelegt werden kann.
Weiterführende Literatur & Links
- Bernhard Bruder, „Geschönte Steine – Das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien“, Neue Erde Verlag, Saarbrücken, 2001.
- Dunn, P., Bentley, R. & Wilson, W. (1981). „Mineral fakes“. Mineralogical Record 12, 197-219.
- Rupert Hochleitner (1983) „Mineralfälschungen – Eine Gefahr für Sammler und Händler“, Lapis 8, 9-18.