Versandkostenfrei nach DE      DE Deutschland AT      AT Österreich CH      CH Schweiz
Sie sind hier: Mineralien-Blog  /  Krokoit aus Tasmanien

Krokoit aus Tasmanien

Das “Rotbleierz” aus der australischen Dundas-Region

Krokoit aus der Adelaide Mine, Dundas, Dundas Distrikt, Tasmanien, Australien. Foto: Mineralium.de
Krokoit aus der Adelaide Mine, Dundas, Dundas Distrikt, Tasmanien, Australien. Foto: Mineralium.de
Die weltweit spektakulärsten Krokoite kommen aus der Dundas-Region der Australien südöstlich vorgelagerten Insel Tasmanien. Zwar währte die 1890 begonnene Bergbautätigkeit in den Blei-Zink-Silber-Minen nur wenige Jahrzehnte, doch der Abbau von Sammlerstufen, insbesondere in der Adelaide Mine, wird bis heute betrieben und liefert bisweilen exzellente Funde. In der Platt-Prospekt-Mine wurden im Jahr 2002 Neufunde der mineralogisch interessanten Paragenese von Pyromorphit mit Krokoit gemacht.

Der berühmteste Krokoit-Fundort

Dundas im Jahre 1894 – ein florierender Grubenort. Foto: H.W. Judd.9 Unten: Heute sind vom ehemaligen Bergmannsdorf Dundas kaum noch Überreste zu sehen. Foto: Bruce Stark 2004.
Dundas im Jahre 1894 – ein florierender Grubenort. Foto: H.W. Judd.9 Unten: Heute sind vom ehemaligen Bergmannsdorf Dundas kaum noch Überreste zu sehen. Foto: Bruce Stark 2004.
Die Südostaustralien vorgelagerte Insel Tasmanien ist der weltweit wohl berühmteste Fundort von Krokoiten. Nicht umsonst gilt das Bleichromat, PbCrO4, als das mineralogische “Wahrzeichen” von Tasmanien. Im Gegensatz zum Festland Australiens ist Tasmanien von zahlreichen stark zerklüfteten Gebirgen durchzogen, so daß Gebirgsketten und Hochebenen mit einer Höhe von bis zu etwa 1600 m die Landschaft dominieren.

Der tasmanische Wissenschaftler und Naturhistoriker William Frederick Petterd (1849 – 1910) berichtet 1893 im ersten „Catalogue of the Minerals of Tasmania“, dass der erste Fund von Krokoiten in Tasmanien etwa auf das Jahr 1890 zurückgeht, in dem J. Smith und W.R. Bell von einem Fund des Rotbleierzes in der Heazlewood Silber-Blei-Mine berichten.1, 2

Die Geologie Tasmaniens in der Dundas-Region

Eine Bergarbeiter-Behausung im Westen Tasmaniens („A miner’s hut“) Foto: H.W. Judd, 1894.
Eine Bergarbeiter-Behausung im Westen Tasmaniens („A miner’s hut“) Foto: H.W. Judd, 1894.
Präkambrische Quarzite, Schiefer und weitere metamorphe Gesteine bilden die älteste Gesteinsschicht Tasmaniens. Die präkambrischen Sedimente werden auf ein Alter von etwa 800 Millionen Jahre datiert. Im mittleren Präkambrium erfolgte eine Intrusion des Mt. Reid-Vulkans, bestehend aus rhyolithischen und andesischen Laven und anderen Intrusivgesteinen. Die darüberliegende Gesteinsschicht der kambrischen Periode besteht hauptsächlich aus marinen Sedimenten (quarzitischer Sandstein und Siltstein), die jedoch von einem ultrabasischen Eruptivgestein durchdrungen wird. Diese magmatischen Gesteine sind der Dundas-Region größtenteils serpentinisiert (d.h. der Olivin ist durch Metasomatose in Serpentin umgewandelt). Im frühen Ordoviz sind dann erste Faltungen der frühen Sedimente aufgetreten. Doch erst im Devon hat sich eine Orogenese vollzogen, die vor allem im Bereich nördlich von Queenstown eine Gebirgsauffaltung bewirkt hat.

Die tasmanische Erzverhüttung der „Tasmanian Smelting Co.‘s Works“, Zeehan, um 1900. Foto: H.W. Judd.9
Die tasmanische Erzverhüttung der „Tasmanian Smelting Co.‘s Works“, Zeehan, um 1900. Foto: H.W. Judd.9
Durch Oberflächenwasser, das an den Erzkörpern heruntersickerte, wurden die Erzminerale oxidiert; beispielsweise ist der in den Sulfidlagerstätten vorkommende Pyrit zu Limonit, einem unlöslichen Eisenhydroxid zerfallen. Dieser Limonit ist dann im Dundas-Gebiet zusammen mit Manganoxiden im oberen Bereich der Oxidationszone, auch von außen sichtbar verblieben und wird als Gossan oder Eiserner Hut bezeichnet. Die meist schwerlöslichen Bleisalze verbleiben in den oberen Bereichen dieser Zone, Zink- und Silberminerale reichern sich innerhalb der etwas tiefer gelegenen Oxidationszone an. Vor allem in diesem Bereich der Oxidationszone finden sich die in einem späteren Stadium hydrothermal im Kontakt der Bleisulfide mit dem anstehenden chromhaltigen Serpentin entstandenen Krokoite, die oftmals auf limonitischem Gestein aufgewachsen oder z.B. mit aufgewachsenem Pyrolusit (einem Manganmineral) vorkommen. Jedenfalls gilt der Serpentin, der aus dem ultrabasischen Eruptivgestein hervorgegangen ist als die Quelle des für die Bildung von Krokoit benötigten Chroms.

Geschichte der Minentätigkeit in Dundas

Vom ehemaligen Minenort Dundas sind heutzutage nur noch von Ortskundigen einige Ruinenreste aufzuspüren, ansonsten erinnert hier nichts mehr an die einst rege Betriebsamkeit dieses 1913 verlassenen Ortes (siehe Abb.). Als eine der vielversprechendsten Minen im Dundas-Gebiet galt die Comet Mine, in der vor allem Mangan- und Bleierze gefördert wurden. Der hier als Sekundärmineral auftretende Krokoit diente bei der Verhüttung der Erze durch die „Broken Hill Ore-Dressing and Smelting Company“ im nahe gelegenen Zeehan als Flussmittel. Etwa drei Kilometer südlich des ehemaligen Ortes Dundas liegt die Adelaide Mine; etwas weiter östlich davon die Great South Comet Mine und die Kosminsky Prospect Mine. Es folgen weiter nördlich der Anderson Prospect, die West Comet, Platt Prospect, Comet, Red Lead, Dundas Extended und North Comet Mine.

West Coast Pospector in Tasmanien
West Coast Pospector in Tasmanien
Am Ort der Kosminsky Mine wurde 1889 von L. Lambie und J. Davies erstmals Galenit gefunden. Anschließend entdeckten J. Maestri und P. Bear ganz in der Nähe den als „canary ore“ bezeichneten Cerussit. Beim Abbau dieser Vorkommen sind diese dann auf eine reiche Bleierzader gestoßen. Daraufhin entwickelte sich die Bergarbeiter-Siedlung rasant, sogar Hotels wie das „Royal Hotel“ wurden hier errichtet. Bei Blisset3 (1962) wird berichtet, daß im gesamten Dundas-Gebiet etwa 25000 t Blei, 630 t Zink und 56 t Silber abgebaut wurden – der Großteil davon in den ersten beiden Jahrzehnten nach Beginn des dortigen Bergbaus gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Doch spätestens 1950 ist der Erzabbau in allen Gruben dieser Region eingestellt worden. Aktuellen Berichten zufolge wird jedoch bis heute in der Adelaide, West Comet, Platt Prospect und Dundas Extended Mine sogenanntes ‚specimens mining’ betrieben, also der Abbau von Sammlerstufen. Dabei stehen vor Allem die exzellenten Krokoite im Mittelpunkt der Abbautätigkeit, daneben werden jedoch auch Cerussit, Pyromorphit, Jamesonit und andere sekundäre Mineralien gesammelt. Einige der besten Krokoit-Funde, die überhaupt in Tasmanien gemacht wurden stammen aus der Adelaide Mine, der Dundas Extended Mine und den West Comet Minen, wo Kristalle mit einer Länge von 10-12 cm mit perfekten Endflächen gefunden wurden.

Einige weitere ehemals bedeutende Minen, die jedoch bereits außerhalb der Dundas-Region im Westen Tasmaniens liegen sind die nördlich gelegene Mt. Bischoff Zinn-Mine bei Waratah, die zwischen 1871 und 1942 in Betrieb war. Ebenfalls dort gelegen sind die Magnet Mine (Betrieb 1894 – 1940) und die Mt. Cleaveland Mine bei Luina (Betrieb von 1908 bis 1986) – eine Silber-Blei Mine bzw. eine Kupfer-Zinn Mine.

Vereinzelt wurden auch Krokoitfunde aus diesen Minen gemeldet. Ca. 8 km weiter westlich von Luina liegt noch die relativ kleine Lord Brassey Mine bei Heazlewood, wo zeitweise ein Eisen-Nickel-Erz abgebaut wurde – diese Mine ist Typlokalität für den Heazlewoodit. Südlich der Zeehan-Dundas-Region ist noch die Mt. Lyell Mine bei Queenstown zu erwähnen. Die neben dem Betrieb der Kupfermine betriebenen Schmelzöfen haben dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts Unmengen von Holz verschlungen, die dort eine apokalyptische Mondlandschaft hinterlassen haben, die mit ihren bunt schimmernden Hügeln heute in dem kleinen Ort jedoch mittlerweile als Attraktion gilt. In der Kupfer- und Goldmine wird auch heute noch Erz abgebaut, jetzt unter Führung eines indischen Unternehmens.

Literaturhinweise und Referenzen

Vielen Dank an Bruce Stark von Crystals Online Tas für die Vor-Ort-Aufnahmen und viele sehr interessante Informationen aus der Region!

  1. W.F. Petterd, A catalogue of the minerals of Tasmania. Papers and Proceedings, Royal Society of Tasmania, 1893, 1-72.
  2. W.F. Petterd, Catalogue of the Minerals of Tasmania, Published by the Mines Department, 1910, 221p.
  3. A.H. Blisset, Zeehan, Geological Survey Report, Tasmania Department of Mines, Rosny Park, Hobart 1962.
  4. John Haupt, Minerals of Western Tasmania, Mineralogical Record, 1988, 19 (6), 377.
  5. Werner Lieber, Dundas/Tasmanien: Die berühmtesten Krokoite der Welt, Lapis, 1989, 14 (2), 11.
  6. Karl Ludwig Weiner, Rupert Hochleitner, Steckbrief: Krokoit, Lapis, 1981, 6 (4), 5.
  7. Steve Sorrel, Lead Minerals in Tasmania, Online publication, www.crocoite.com, 1999.
  8. Bruce Stark, The Platt Mine, www.crystals-online-tas.com.
  9. H.W. Judd, Pictorial Guide to the West Coast of Tasmania, Western Tasmanian Tourist Association, Zeehan, 1908.

Der Artikel steht in seiner vollständigen Veriosn auch als PDF-Datei zum Ausdrucken zur Verfügung.